Sechshundert Schafe. Mindestens ein Hund. Ein Schäfer. Dieses Schauspiel bot sich letzte Woche vor meinem Elternhaus. Ich habe es leider verpasst. Die blökende Herde kam per Video zu mir. Meine Mama hat es gefilmt und mir geschickt, das hat mich berührt. So viel Symbolik auf einem Haufen: Die Schafe, die ihrem Hirten vertrauen. Der Hirte, der die Schafe verantwortungsvoll führt. Der Hund, der die Schafe gewissenhaft zusammen hält. Meine Mama, die dieses Ereignis mit mir teilt. Diese Schafe lösen eine ganze Welle von Assoziationen aus.
Im Zentrum meiner Gedanken steht das Vertrauen und die zugehörige Verantwortung. Was lässt uns vertrauen? Wie gelingt uns Vertrauen? Wie beglückend und kraftvoll es sein kann, Vertrauen geschenkt zu bekommen, habe ich kürzlich erlebt. Meine beiden kleinen Nachbarskinder wägten ab, ob ich vertrauenswürdig bin. Ich sah die Frage förmlich in ihren Köpfen rattern: «Hält die mich, wenn ich ihr in die Arme falle?» Der grosse Bruder wagte es als erster. Ich hielt ihn. Dann das kleine Mädchen. Ich hielt es. Vertrauensvoll loslassen. Fallen und gefangen werden. Wem vertraut wird, trägt Verantwortung.
«Vertrauen ist die stillste Form von Mut» las ich neulich. Zur Zeit bin ich mutig unterwegs. Ich vertraue. Ich lasse los. Ich lasse mich in des Lebens Arme fallen. Und ja! Das Leben ist da und fängt mich auf, bestärkt mich. Wow! In den letzten Monaten habe ich – wie viele andere auch – irgendwie vergessen, wie wundervoll das Leben sein kann.
Martina Flück hält es gern mit Erin Hanson: ‹What if I fall?› – ‹Oh, but my darling, what if you fly?›