Nach vierjährigem Unterbruch findet in Kestenholz vom 5. bis 9. Juli das Festival St. Peter at Sunset statt. Es ist dies die 9. Ausgabe der Konzerte auf der «schönsten Open-Air-Bühne im Schweizer Mittelland», wie die Veranstalter ihr Festival anpreisen. Seit Anbeginn ist Roland Suter der Kopf des Events, welches jeweils auf einige hundert ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zählen darf. Der 58-Jährige zeigt sich mit dem Ticketverkauf sehr zufrieden und gewährt im Interview einen Blick hinter die Kulissen.
Roland Suter, erstmals seit vier Jahren werden Sie in Kestenholz bald wieder Festivalatmosphäre schnuppern können – wissen Sie noch, wie das riecht?
(lacht) Es ist in der Tat schon sehr, sehr lange her, für das ganze Sunsetteam und für mich. Natürlich merken und spüren wir das alle. Die Spannung ist da, es kribbelt beim Gedanken, dass es bald losgeht – aber es ist eine positive Spannung. Es ist höchste Zeit, unsere Vorfreude ist riesig!
Rund eineinhalb Monate vor Beginn: Was kann der Festivalchef vermelden?
Dass alles nach Plan läuft und wir bestens vorbereitet sind. Sämtliche Punkte aus der Debriefingliste der 19er-Ausgabe haben wir umgesetzt und bei Bedarf verbessert. Der Vorverkauf läuft gut, wir konnten bestehende Partnerschaften festigen und neue, tolle Partnerschaften eingehen. So gesehen, sind wir bei allem Kribbeln sehr entspannt unterwegs. Einzig das Wetter werden wir auch diesmal nicht beeinflussen können …
Während des Sunsetfestivals ist doch meistens Kaiserwetter.
Stimmt, wir haben, mit ein paar Ausnahmen, meistens Glück. Vor allem mussten wir noch nie ein Konzert wetterbedingt absagen. Aber eben: Wir sind ein Freiluftevent, bei höherer Gewalt haben wir keine Chance. Aber glauben Sie mir: Unser Herz blutet bei einer Absage am meisten. Hunderte Stunden Arbeit wären für die Katz und wir könnten unserem Publikum den Künstler oder die Künstlerin nicht bieten, die wir gerne präsentiert hätten.
Welche Jobs stehen in den kommenden Wochen an, für das Team als Ganzes und speziell für Sie als Chef des Festivals?
Sicherlich noch die Rekrutierung des gesamten Personals, insbesondere auch die Einteilung für Auf- und Abbau …
… da ist jeweils halb Kestenholz auf den Beinen, oder?
Wir dürfen in der Tat auf eine riesige Unterstützung in unserer Gemeinde zählen, auf viele Helferinnen und Helfer aus den Dorfvereinen, aber auch darüber hinaus, aus der ganzen Region und auch aus Trimbach, wo ich aufgewachsen bin. Wir haben insgesamt bis zu 250 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz. Ohne diese Unterstützung ginge das auch nicht und könnten wir das St. Peter at Sunset in dieser Form auch nicht durchführen.
Aber zu den Jobs, die anstehen: Die ganze Tageskoordination zum Beispiel. Ein Künstler benötigt mit Band oder Team und Equipment in der Regel ab Flughafen zwei Neunplätzer. Dann sind da noch immer täglich sehr viele Festivalbesucher, die Ticket-Fragen haben bezüglich abgesagtem 21er-Festival. Die gilt es zeitnah zu beantworten.
Weitere Aufgaben?
Wir kontrollieren laufend, ob wir das Festival mit den richtigen Marketingmassnahmen und auf den richtigen Kanälen bewerben, was aktuell bei den guten Verkäufen natürlich bedeutend stressfreier ist, als wenn wir auf den Tickets sitzenbleiben würden.
Sie leiten das Festival seit Beginn und nun zum 9. Mal: Kann Sie noch irgendwas nervös machen?
Eigentlich nur noch das Wetter. Wichtig ist mir immer auch, dass das Festival, insbesondere der Auf- und Abbau, unfallfrei über die Bühne geht. Natürlich bin ich auch angespannt, wenn ich weiss, dass ein Weltstar wie Eros Ramazzotti abgeholt wird. Aber das ist planbar, das macht ein Profichauffeur mit Erfahrung auch im durchaus heiklen Umgang mit den Stars. Aber eine unsichere Wetterlage ist etwas ganz anderes. Wir haben Meteotest vor Ort, die uns mit einer Stunde Vorlaufzeit sagen können, wie das Wetter wird und ob wir evakuieren müssten. Wir lassen uns diesen Service etwas kosten, aber das ist gut investiertes Geld.
Darf das Publikum sich auf neue Highlights auf dem Gelände freuen?
Unser Klassiker ist die Raiffeisen Sunset Lounge mit Bar. In der Visana Stage Bar sollen unsere Besucherinnen und Besucher sich ein bisschen wie auf der Bühne fühlen – hier gibts freitags und samstags, nach dem Konzert, neu ebenfalls live Musik. Eine ganz neue Attraktion ist die Ypsomed-Garden-Lounge, wir konnten Ende März den Vertrag mit dem neuen Hauptsponsor Ypsomed Burgdorf/Solothurn unterzeichnen. Es handelt sich um einen aufklappbaren Schiffscontainer, bei dem wir nebst der üblichen Getränkekarte auch alkoholfreie Getränke im Sortiment haben. Unser Motto: Bei St. Peter at Sunset soll man einfach einen Abend lang König oder Königin sein dürfen.
Der Vorverkauf läuft gut, sagten Sie?
Ja, wir sind sehr zufrieden. Wir wussten nach der Pandemie nicht, wie die Situation sich entwickeln würde. Aber die Nachfrage macht Freude, was sicher auch damit zu tun hat, dass 2019 unser letztes Festival stattfand. Es lohnt sich deshalb, seine Tickets im Vorverkauf zu beziehen. Hauptgrund für den guten Ticketverkauf sind sicherlich die Acts selber: Patent Ochsner sind immer ein Publikumsmagnet, wir hätten ihr Konzert zweimal verkaufen können. Am Mittwoch und Sonntag haben wir mit OneRepublic und Eros Ramazzotti absolute Weltstars auf der Bühne, Andrea Berg ist der grösste Schlagerstar, den wir in Kestenholz je präsentieren durften. Es ist ein geniales Line-up, auf das ich stolz bin! Wenn wir ticketmässig noch irgendwo nachlegen müssten, dann bei Emeli Sandé. Wir haben festgestellt, dass ihr Name vielen nicht mehr geläufig ist. Und kaum spiele ich ihre Songs an, die vor rund zehn Jahren in den Charts waren, sagen mir die Leute: Ah, das ist sie … ! Ich bin überzeugt, der Abend mit ihr am Konzertflügel wird unvergesslich schön.
Mit Caroline Chevin konnten Sie ja zuletzt einen tollen Supporting Act für Sonntagnachmittag verpflichten.
Ja, das hat uns sehr gefreut. Auch wenn ich an Marius Bear am Freitag denke oder natürlich Troubas Kater am Samstag, alle unsere Supporting Acts sind wirklich toll.
Auf wen freuen Sie selber sich am meisten?
Das kann ich wirklich nicht sagen – ich freue mich auf jeden Abend und immer gerade aufs nächste Konzert! Gerade jetzt freue ich mich enorm auf OneRepublic, weil diese Weltstars am 5. Juli den Auftakt machen. Aber ich bin über all die Jahre längst auch sehr schlageraffin geworden, was ich von Haus aus wirklich nicht war. Mittlerweile befasse ich mich mit Schlager und habe mir in der Szene auch ein Netzwerk aufgebaut. Der Donnerstag und auch der Samstag sind übrigens die einzigen Festivaltage, bei denen wir das Booking komplett selber machen, dieses Vertrauen schätze ich sehr. Bei den internationalen Gigs arbeiten wir seit Jahren mit André Béchir zusammen, dem erfolgreichsten Konzertveranstalter im Lande. Längst habe ich mit ihm nicht nur ein partnerschaftliches, sondern ein freundschaftliches Verhältnis. André ist ein Patron der alten Schule, Verträge machen wir per Handschlag.
War das Booking schwieriger als auch schon?
Es war einfacher, weil wir nur drei von fünf Abenden zu besetzen hatten, Patent Ochsner und Andrea Berg konnten wir vom abgesagten 21er-Festival ins Line-up übernehmen. Natürlich ist es immer eine Challenge, man ist an gewissen Namen dran. Ich stand schon relativ früh in der Pole Position für einen absoluten Superstar, man war sich grundsätzlich einig, und dann hiess es, er komme nun 2023 doch nicht nach Europa. In solchen Momenten ist die Enttäuschung riesig, das muss ich dann ein paar Tage sacken lassen – danach geht der Blick wieder nach vorn. Auch das gehört zum Geschäft.
Ein Wort noch zu Ihrer Event-Location im Industriegebiet von Kestenholz nach der ersten Saison: Sind Sie zufrieden?
Sehr zufrieden. Es war uns klar, dass man nicht von null auf hundert durchstarten kann. Eine solche Location muss man bekannt machen, man muss die Marke aufbauen. Mit Irrwisch oder einem Marius Bear hatten wir ausverkaufte Abende, wir haben aber bewusst auch auf kleinere, weniger bekannte Acts gesetzt. Sehr gefreut haben uns die vielen positiven bis euphorischen Rückmeldungen bezüglich Akkustik und Ambiente in unserer Location. Wir können zudem auf eine geniale, festivalerprobte Crew zählen, die die Bar schmeisst und die für die Künstler kocht. Und wir können schon in der ersten Saison schwarze Zahlen schreiben, da wurden unsere Erwartungen übertroffen.
In der neuen Saison sind schon Namen wie Span oder Philipp Fankhauser gebucht. Täuscht der Eindruck oder justieren Sie da nochmals nach oben?
(schmunzelt) Der Eindruck täuscht nicht. Wie gesagt: Ein gewisser Bekanntheitsgrad muss da sein, sonst wird es schwierig. Wir haben für die zweite Saison bewusst publikumswirksame Acts engagiert, es ist schon unser Ziel, unsere Location jedesmal voll zu kriegen. Sie fasst nur 150 Leute, aus feuerpolizeilichen Gründen dürfen wir auch nicht mehr reinlassen. Wenn wir dies einem grossen Namen sagen, winkt der im Normalfall ab. Aber mit unserem Festival und der Location haben wir eine geniale Symbiose. Beispiel Caroline Chevin: Sie tritt am Sonntag auf der grossen Festivalbühne vor Ramazzotti auf, es ist aber bereits fix vereinbart, dass sie irgendwann auch in unserer schmucken, kleinen Location spielen wird. Das macht Freude.
Infos und Tickets: www.sunsetevents.ch