Es ist wohl einzigartig im Kanton Solothurn, dass ein Sömmerungsbetrieb in der Verantwortung der Einwohnergemeinde liegt. Just dies ist in Oberbuchsiten der Fall. Seit Jahrzehnten offeriert man dort bis zu 200 Kühen und Kälbern einen «Ferienaufenthalt» über die Sommermonate hinweg.
Reinhard Studer, Präsident der Allmendkommission, begrüsste kürzlich an einem Sonntagmorgen eine grosse Schar interessierter Besucherinnen und Besucher bei der oberen Viehhütte. Alle drei Jahre findet das so genannte Bergtreffen statt, bei dem nicht zuletzt die Landwirte eingeladen sind, die ihr Vieh der Obhut des erfahrenen Hirten Paul Ackermann anvertrauen. Das letzte Treffen fand pandemiebedingt vor fünf Jahren statt.
Aktuell weiden 184 Tiere von 15 verschiedenen Landwirten auf dem Gebiet der Buchster Allmend. Die «Heimatorte» der Kühe, Rinder und Kälber erstrecken sich unter anderem von Holderbank über Wolfwil und Mümliswil bis hin zu Schneisingen AG, Seedorf BE oder Menznau LU.
Wasserversorgung gewährleistet
«Unser wichtigstes Anliegen ist das Wohl unserer Feriengäste und die Zufriedenheit der Tierbesitzer», betonte Studer. Um dies zu erreichen, gehöre eine zweckdienliche Infrastruktur in tadellosem Zustand dazu. Wenn man weiss, dass eine Kuh täglich gut 100 Liter Wasser trinkt, liegt ein grosses Augenmerk natürlich auf der Wasserversorgung der Weidebereiche. Bergmeister Philippe Baumgartner informierte aus erster Hand über deren ausgeklügelte Funktionsweise.
Nebst Brunnen mit eigener Quellfassung bildet das Kernstück ein 12 m3 fassendes Reservoir mit Pumpstation oberhalb des Berglihofes. Vom schon 1950 erstellten Bauwerk wird das nasse Gut in einen höher liegenden Wasserspeicher gepumpt, der seinerseits mehrere Brunnen speist. Der grosse Vorteil dieser Wasserversorgung: Seit einigen Jahren kann bei Bedarf auch Wasser aus dem öffentlichen Netz eingespeist werden. Durch dieses ausgeklügelte Wechselspiel ist laut Baumgartner stets gewährleistet, dass die rund 1500 m3 (oder 1,5 Mio. Liter) Wasser zur Verfügung stehen, die pro Sömmerung benötigt werden.
Von Neuntöter bis Waldrandpflege
Infos anderer Art gabs von Revierförster Robert Graber. Er berichtete über Massnahmen im Rahmen des kantonalen Programms «Biodiversität im Wald 2021–2032». Auf der Buchster Allmend wird das Teilprojekt Waldrandpflege umgesetzt. In vier ausgewählten Bereichen sorgen die Forstleute für eine Verbesserung des kräuter- und sträucherreichen Übergangs zwischen geschlossenem Wald und unbewaldeter Fläche. Nebst der Förderung der Artenvielfalt von Flora und Fauna führt ein so gestalteter Waldrand auch zu weniger Sturmschäden.
Die Biodiversität war auch bei Barbara Schlup vom Naturschutzverein Egerkingen ein Thema. Von ihr war zu erfahren, dass die Sömmerungsweide besondere Lebensräume biete, welche bei der intensiv genutzten Agrarfläche im Mittelland zunehmend fehlt. Diese Strukturen, wie Schlup es nannte, bräuchten viel besonnene Pflege. Die Kühe allein würden dies nicht bewerkstelligen. Nur so ist es möglich, dass auf der gesamten Weidfläche so seltene Vogelarten wie Neuntöter, Goldammer, Baumpieper oder Wendehals anzutreffen seien. Dem stimmte wohl auch der Turmfalke zu, welcher die Besucher immer wieder argwöhnisch umkreiste.
Zu den urchigen Klängen der Alphorngruppe Schlossruef Oensingen und der Treichlergruppe der örtlichen Chlausenzunft genossen die Anwesenden das stetig besser werdende Bergwetter.
Fakten zum Sömmerungsbetrieb
Die Sömmerungsweide der Gemeinde Oberbuchsiten liegt am Südhang der ersten Jurakette auf 600 bis 800 Metern über Meer. Die Weide umfasst rund 73 Hektaren Grasland mit qualitativ hochwertigen und artenreichen Grünflächen. Zwei Laufställe bieten für jeweils gut hundert Tiere Schutz vor Witterung und starker Sonneneinstrahlung. Auf der Weide werden in unterschiedlichen Herden Rinder und Mutterkühe mit ihren Kälbern gesömmert. Die Sömmerungspreise betragen aktuell 2.70 Franken/Tag für Rinder bis 18 Monate, 3 Franken/Tag für Rinder ab 19 Monaten sowie 3.50 Franken für Mutterkühe mit Kalb.