Highland Games in Neuendorf / Anzeiger Thal Gäu Olten
Simeon Brügger, Präsident Highland Games Mittelland

Sie werfen Holzstämme und stossen Steine

An den dreitägigen Highland Games in Neuendorf treffen sich ab morgen die stärksten Männer und Frauen

Ab morgen finden in Neuendorf während dreier Tage die Highland Games Mittelland statt. Der Wettkampf, in dem unter anderem Holzstämme geworfen und Steine gestossen werden, findet schon zum fünften Mal im Gäu statt. In diesem Jahr sind die Highland Games Mittelland sogar Austragungsort der Weltmeisterschaften.

«Dieses Jahr ist alles anders», sagt Simeon Brügger. Bereits zum fünften Mal organisiert der 43-jährige Präsident des Vereins Black Sheep Highlanders den Anlass, in dem sich Athleten in der Urform der Leichtathletik messen. 2017 fand er erstmals in Hägendorf statt. Nach zwei Ausgaben in Wolfwil und pandemiebedingten Ausfällen wird der Anlass seit letztem Jahr in Neuendorf, auf dem Trainingsgelände des Vereins, durchgeführt. Und hier gehen ab morgen die grössten Highland Games Mittelland über die Bühne, die es je gab. Heuer werden in Neuendorf nämlich die Weltmeisterschaften in der Kategorie Master, also der Teilnehmenden über 40 Jahre, ausgetragen. Eine Premiere – nicht nur für die Black Sheep Highlanders, sondern auch für die ganze Schweiz. Umso stolzer hört sich Simeon Brügger an, wenn er vom Anlass erzählt. 145 Athleten aus 13 Nationen werden erwartet. 60 davon sind Frauen. «Die meisten Athleten kommen aus Europa und Amerika, es werden aber auch solche aus Neuseeland und Australien teilnehmen», sagt Brügger. In verschiedenen Alterskategorien messen sie sich in den Disziplinen Baumstammwerfen, Steinstossen, Gewicht Hoch- und Weitwurf sowie Hammerwerfen. Die ältesten Athleten bei den Männern seien über 80 Jahre alt, erzählt der Niederbuchsiter.

Highland Games in Neuendorf / Anzeiger Thal Gäu Olten
Auch Frau ist stark: Stefanie Frey lässt die Muskeln spielen.


Grosser Zusammenhalt
Der traditionelle Wettkampf aus Schottland geht wohl bereits auf die Zeit der Kelten zurück. Damals trafen sich schottische Clans, um sich gegenseitig zu duellieren und die Stärksten und Mutigsten unter ihnen zu bestimmen. Heutzutage finden auf der ganzen Welt Highland Games statt.

Simeon Brügger selbst betreibt den Sport, der traditionell im Kilt ausgeübt wird, seit 2014. Er kam über seine Ex-Frau dazu. Diese spielte Dudelsack und war deshalb mit ihrer Band auch an Highland Games unterwegs. «Irgendwann habe ich mir gedacht, das will ich auch mal ausprobieren », erzählt er. Dann habe es ihm ganz klassisch den Ärmel reingezogen. Einerseits, weil er schnell gemerkt habe, dass der Sport ihm liegt. Andererseits, weil ihn der Zusammenhalt unter den Sportlerinnen und Sportlern faszinierte. «Egal wo ich an Highland Games teilnehme, es ist immer wie Heimkommen.» Er und seine Partnerin Stefanie Frey, welche ebenfalls sehr erfolgreich an den Wettkämpfen teilnimmt, hätten auf der ganzen Welt Freunde gefunden. Ausserdem seien die Sportler zwar sehr ehrgeizig, würden sich aber gegenseitig jeden Erfolg gönnen und sich unterstützen.

Bevor er sich den Highland Games widmete, hatte Simeon Brügger eine längere Sportpause hinter sich. Er war in jungen Jahren Sportkletterer. «Damals wog ich 60 Kilo», sagt er und lacht. Heute startet er bei den Highland Games in der Leichtgewichtskategorie seiner Altersklasse, für die er nicht mehr als 90,7 Kilo schwer sein darf. Dafür muss Brügger vor dem Wettkampf jeweils noch etwas Gewicht verlieren.

Highland Games in Neuendorf / Anzeiger Thal Gäu Olten
Hier rechnet er sich Medaillenchancen aus: Simeon Brügger beim Baumstammwerfen.


Ein zweiter Weltmeistertitel?
Handwerker seien gegenüber Studenten bei den Highland Games klar im Vorteil, sagt Simeon Brügger mit einem Augenzwinkern. Eine Grundfitness und die nötige Kraft seien essenziell für den Sport. Aber auch die richtige Technik und ein gutes Körpergefühl gehörten dazu. «Bewegungslegastheniker haben es schwer.»

Brügger und seine Partnerin trainieren kurz vor den Highland Games zwei bis dreimal in der Woche das Werfen und noch einmal so oft im Fitnessstudio. Die beiden haben durchaus Ambitionen an den Heim-Weltmeisterschaften. Stefanie Frey ist amtierende Weltmeisterin der unter 40-Jährigen und möchte nun in Neuendorf auch diejenige der Master werden. Sie konnte nämlich kurz vor den Weltmeisterschaften ihren 40. Geburtstag feiern. Auch Brügger rechnet sich Chancen aus. Besonders spekuliere er auf Medaillen in den Disziplinen «leichter Hammer» und Baumstammwerfen. Neben dem Weltmeistertitel werden in den verschiedenen Disziplinen nämlich auch Medaillen verliehen.

Schlager und Helikopterflug
Auch was das Rahmenprogramm betrifft, ist an den diesjährigen Highland Games einiges anders als sonst. Erstmals herrscht freier Eintritt auf dem Festivalgelände. Bei der musikalischen Umrahmung setzt man auf Schlager und Partymusik statt auf Metall und am Samstag und Sonntag gibts die Möglichkeit, per Helikopter den Jura zu erkunden. Simeon Brügger hofft auf viele Besucherinnen und Besucher in Neuendorf und auf gute Ergebnisse für die Schweizer Athletinnen und Athleten. Geht es nach ihm, sollen noch viel mehr Menschen auf diesen besonderen traditionellen Wettkampf aufmerksam werden.

Wettkämpfe und reichlich Unterhaltung
Türöffnung morgen Freitag ist um 17 Uhr. Nach einem Meet and Greet im Festzelt findet um 21 Uhr ein Konzert von D.U.K.O statt, Barbetrieb mit DJ Cedric ist bis 2 Uhr in der Früh. Am Samstag und am Sonntag beginnen die Wettkämpfe jeweils um 9 Uhr, wobei bestimmt schon der Einmarsch der Athleten um 08.30 Uhr eindrücklich sein dürfte. Die beiden Wettkampftage sind gespickt mit Unterhaltung, von den Highland Dancers über Alphornvorträge bis zu Musik von Van Baker and Band und DJ Cedric.

www.highland-games-mittelland.com

Text: MGT & Bild: ZVG