Wenn ich Texte verfasse, die von der Allgemeinheit gelesen oder gehört werden, dann achte ich darauf, dass ich jede und jeden anspreche. Meistens geht das so einfach wie im vorhergehenden Satz. Und wird der Satz zu kompliziert, formuliere ich ihn halt um. Oder ich zähle nicht alle möglichen Anwesenden oder Lesenden auf, sondern mache das so wie gerade eben, mit geschlechtsneutralen Formulierungen. Mir tut das möglichst unaufgeregte «Gendern» eigentlich nicht weh.
Genauso wenig tut es mir weh, wenn jemand nicht gendert. Ich denke mir dann halt einfach meine Sache.
Gendern ist nichts Politisches. Es ist schlicht eine Selbstverständlichkeit, dass man die ganze Leserschaft anspricht. (Zu der übrigens auch die Leserinnenschaft gehört, deren Nennung aber jenseits der Leserlichkeit liegt.) Und wenn man dank Doppelpunkt und Sprachprogrammen auch sehbehinderte Leser:innen berücksichtigen kann, ist der Adressat:innenkreis noch vollständiger bedient – ohne das Sternchen zu bemühen, das mittlerweile völlig unnötig politisch aufgeladen wurde.
Während die einen den sprachlichen Toleranzakt bis zur Unleserlichkeit auf die Spitze treiben, halten ihn andere für eine übermoderne, «woke» Sache. Irgendwie bezeichnend, dass diese Leute fast 200 Jahre nach Friedrich II. kein deutsches Wort fanden, um dessen ebenso undeutschen, berühmten Ausspruch anzugreifen: «Jeder soll nach seiner Façon selig werden!»
Stefan Müller-Altermatt mag die Sprache. Und die Menschen. Alle.