Mit spitzer Feder

Meinrad Kofmel

Wenngleich man sich noch nicht einig ist darüber, wie die 13. AHV finanziert werden soll, arbeitet das Bundesamt für Gesundheit mit Hochdruck daran, möglichst viele von uns möglichst lange davon profitieren zu lassen. Anders kann ich mir die Kampagnen zur Verbesserung der Volksgesundheit bei gleichzeitiger Verteufelung von Genuss-, Sucht- und Lebensmitteln nicht erklären. Alkohol- und Nikotinwerbung bellen nur noch mit Maulkorb. Rauchen tötet, steht auf jedem Tabakerzeugnis, und es dauert wohl nicht mehr lange, bis uns Bilder von Hemingway und Bukowski auf Schnapsflaschen vor dem Trinken warnen. Auch Salz ist des Leibhaftigen und gehört zu den aromata non grata. So kauen wir seit geraumer Zeit zwar faderes Brot, dies dafür aber potenziell länger.

Das aktuelle rote Tuch für die um unsere Gesundheit Besorgten ist der Zucker. Entsprechend nehmen sie die Getränkeindustrie an die Kandare und fordern weniger Zucker in Softdrinks. Während das süsse Gift früher nur die Zähne perforierte, bringt es uns heute in Raten um. Welch qualvolle Passion die Gesundheitsapostel beim Betreten von Lebensmittelläden vor Ostern erleiden mussten, lässt sich nur erahnen. Der Anblick gigantischer Berge von Schokoladeosterhasen, -enten, -küken, -eiern und neuerdings sogar -einhörnern und -dinosauriern muss für sie die reinste Folter gewesen sein. Ein veritabler Zuckerschock! Aber ich bin sicher, dass ihnen auch im Kampf dagegen etwas Patentes einfallen wird … vielleicht bei einem Gläschen Weissen in der Zigarettenpause.

Der Autor wünscht allen ein langes, gesundes und genussvolles Leben.