Oltner Kunstmuseum / Anzeiger Thal Gäu Olten
Das Kunstmuseum Olten soll nach dem Willen des Stadtrates umziehen: Vom jetzigen Standort an der Nummer 8 (mit grünen Fensterläden) nach links in Nummer 10.

Umzug an repräsentativere Adresse

Das Oltner Kunstmuseum soll von der Kirchgasse 8 in die schmuckere Nummer 10 ziehen

In einer zweiten Etappe nach dem Haus der Museen soll nun das Kunstmuseum Olten erneuert werden. Der Stadtrat beantragt dem Gemeindeparlament den Verbleib an der Kirchgasse, aber eine Verschiebung von der in schlechtem baulichem Zustand befindlichen Nummer 8 in die repräsentative Nummer 10. Ergänzt werden soll das Museum mit einem Anbau.

Das Kunstmuseum an der Kirchgasse 8 befindet sich in einem sehr schlechten baulichen Zustand – unter anderem, was die Tragfähigkeit der Böden angeht; zudem ist die Liegenschaft nicht barrierefrei. Ferner fehlen gute Räumlichkeiten für die Wechselausstellungen, die Sammlung und das Depot des Kunstmuseums sowie verschiedene Technikräume. Zu beachten ist auch, dass das Kunstmuseum heute vier Räume im Gebäudevolumen des früheren Naturmuseums nutzt, welche in den künftigen Raumbedarf eingerechnet werden müssen.

In das neue Kunstmuseum integriert werden soll auch die private Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, die seit Dezember 2019 – wieder – mit einem Raum im aktuellen Kunstmuseum eingemietet ist und auch Depotraum im Kulturgüterschutzraum nutzt: Das Kunstmuseum mit seinen hauseigenen Beständen des 19. Jahrhunderts, insbesondere dem Werk von Martin Disteli, und die Stiftung haben zusammen erreicht, dass sich der Standort Olten zu einem Kompetenzzentrum für Schweizer Kunst des 19. Jahrhunderts, insbesondere im graphischen Bereich, entwickelt hat, das nationale und internationale Ausstrahlung besitzt. Das Kunstmuseum wird durch die Zusammenarbeit in ein Netz gestellt, das über die Landesgrenzen hinausreicht.

Klein, aber fein
Mit Blick auf die Erneuerung wurden in den letzten Wochen die Grundlagen für die Neuausrichtung geschaffen. Diese beinhalten ein Museumskonzept, welches ein neues Leitbild, ein Sammlungs- und Ausstellungskonzept sowie ein Betriebskonzept umfasst, sowie ein Raumprogramm für das neue Kunstmuseum. Als Zielsetzung wurde auch festgelegt, dass das neue Kunstmuseum klein, aber fein sein solle. Das heisst, mit der Neukonzeption ist kein Anspruch an ein quantitatives Wachstum als Institution verbunden. Die Ausstellungsräume sollen in Zukunft so angeordnet sein und bespielt werden, dass auch während Ausstellungsaufbauten ein durchgehender Ausstellungsbetrieb möglich ist. Es braucht sowohl mehrere kleinere Ausstellungsräume für thematische Einheiten wie auch einen grosszügigen Ausstellungsraum für grössere Werke. Die Depoträumlichkeiten sollen aus betrieblichen Gründen im Wesentlichen weiterhin vor Ort bleiben, aber den aktuellen Anforderungen angepasst und mit einer Reserve für künftige Entwicklungen der Sammlung ausgestattet werden. Selbstverständlich müssen die öffentlich zugänglichen Räume zudem barrierefrei ausgestaltet sein. Das auf der Basis dieser Vorgaben ausgearbeitete Raumprogramm umfasst rund 1600 m2 Nutzfläche, 270 m2 mehr als das bisherige Angebot.

«Kulturviertel» mit Verweilqualität
Der Stadtrat beantragt, am bisherigen Standort im Herzen der Stadt im Sinne eines «Kulturviertels» mit Verweilqualität festzuhalten. Es kommt hinzu, dass in der Innenstadt Liegenschaften im Eigentum der Einwohnergemeinde zur Verfügung stehen, welche für städtische Nutzungen eingesetzt werden können. Durch den Verbleib des erneuerten Museums an der Kirchgasse und eine spätere Verschiebung der beiden städtischen Bibliotheken und allenfalls der Ludothek und weiterer öffentlicher Angebote ins Hübelischulhaus könnte zusammen mit der ebenfalls für kulturelle Anlässe verfügbaren Stadtkirche in der Tat ein innerstädtisches Kulturviertel rund um den Munzingerplatz entstehen, das in Städten vergleichbarer Grösse seinesgleichen sucht.

Als Basis für den Entscheid zwischen verschiedenen Szenarien an der Kirchgasse wurde eine Zustandsanalyse durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass das ehemalige Naturmuseum an der Kirchgasse 10 ein solides Tragwerk inklusive Dachstuhl mit wenigen Schäden aufweist, das belassen werden kann. Anders sieht die Situation im angrenzenden heutigen Kunstmuseum (Kirchgasse 8) aus: Dieses wurde mehrmals im Erdgeschoss relativ stark umgebaut und zudem um ein Stockwerk erhöht. Oberhalb des 1. Ober geschosses wird von den Spezialisten ein vollständiger Ersatz der Decken empfohlen, da die vermuteten Nutzlasten zu tief und die vorhandenen Verformungen und Risse sehr gross sind. Die Empfehlungen reichen bis hin zu einer kompletten Auskernung des Gebäudes.

Kirchgasse 10 mit Anbau
Aus zahlreichen geprüften Szenarien empfiehlt der Stadtrat dem Gemeindeparlament den Standort Kirchgasse 10 mit Anbau zur Umsetzung: Die Liegenschaft Kirchgasse 10 ist als erstes Schulhaus und langjähriges Museum ein historisch und emotional wichtiges Gebäude für die Stadt. Architektonisch stellt es einen repräsentativen Monumentalbau an zentraler Lage dar, der sich als «Adresse» bestens für den Museumsbau eignet. Die Beschränkung auf die Kirchgasse 10 erlaubt auch eine unabhängige Entwicklung der Liegenschaft Kirchgasse 8. Die Einwohnergemeinde plant als nächsten Schritt, einen gemeinsamen Architekturwettbewerb zu veranstalten. Die Kosten für die Museumserneuerung nach dem geplanten Szenario werden auf derzeit in der Grössenordnung von rund 10 bis 14 Mio. Franken geschätzt, sofern sich die Investition der Einwohnergemeinde auf das Museumsgebäude selber beschränkt. Mitte 2021 soll dem Parlament ein Projektierungskredit für die Erneuerung des Kunstmuseums vorgelegt werden. Die Umsetzung ist nach einer entsprechenden Volksabstimmung in den Jahren 2022/23 vorgesehen.

Text: MGT & Bild: ZVG