Mediations-Team Olten / Anzeiger Thal Gäu Olten
Das Mediations-Team Olten (von links): Viktoria Westarp, Iris Henz, Manuela Schär-Cavaliere und Sabine Bucher

Wegbereiterinnen für Konfliktlösungen

Vier Frauen haben sich zum Mediations-Team Olten zusammengetan

Sie absolvierten dieselbe Ausbildung, aber kannten sich mehrheitlich nicht, nun bieten sie gemeinsam ihre Dienste an: Manuela Schär-Cavaliere, Iris Henz, Sabine Bucher und Viktoria Westarp haben sich zum MediationsTeam Olten zusammengeschlossen, als Teil eines in der ganzen Deutschschweiz sowie im benachbarten Ausland tätigen Mediations-Netzwerks.

«Eine Mediation ist auf die Lösung ausgerichtet», sagt Iris Henz. «Aber wir bringen keine konkreten Vorschläge, sondern versuchen, über Fragen die Beteiligten zu möglichen Lösungen hinzuführen», ergänzt Manuela Schär-Cavaliere. «Wir wollen den Rahmen für ein vernünftiges Gespräch schaffen», erklärt Viktoria Westarp, und Sabine Bucher betont: «Eine Mediation bietet die Werkzeuge, um selber eine Lösung zu finden. Die beste Lösung für die Betroffenen liegt bei ihnen selbst.»

Dass unter den vier Mediatorinnen trotz unterschiedlicher Herkunft und abweichendem beruflichem Background so starke Einigkeit herrscht, hat nicht zuletzt mit der Ausbildung zu tun. Alle vier haben den Lehrgang bei Markus Murbach absolviert oder stehen vor dem Abschluss, allerdings in drei verschiedenen Lehrgängen. Murbach, der das Netz an Mediations-Teams aufgebaut hat, brachte die vier zusammen. Dass unter diesem Dach nun in Olten eine reine Frauengruppe entstand, ist zufällig, aber nicht überraschend. Grundsätzlich lassen sich mehr Frauen zur Mediatorin ausbilden. «Je nach Thema können wir jedoch einen Mann aus einem anderen Team beiziehen», sagt Henz.

Insgesamt 13 Teams gehören mittlerweile dieser Organisation an, dazu zwei im österreichischen Vorarlberg sowie je eines in Liechtenstein und in der deutschen Nachbarschaft. Das Tätigkeitsgebiet des Mediations-Team Olten ist geografisch nicht limitiert, umfasst aber primär den Kanton Solothurn und die angrenzenden Regionen des bernischen Oberaargaus und das Oberbaselbiet. Mediationsgespräche finden hauptsächlich in Olten statt, können aber auch mittels OnlineKonferenz durchgeführt werden.

Personalfachfrauen und Juristinnen
Wer aus dem vierköpfigen Team einen Mediationsauftrag übernimmt, ist nicht vordefiniert und kann mit dem Thema zusammenhängen, muss aber nicht. «Grundsätzlich müssen wir die Hintergründe eines Konfliktes nicht kennen», sagt Henz. «Wichtig ist die Haltung, die wir in eine Mediation einbringen», meint Schär. Gleichwohl gibt es Zuordnungen aufgrund der anderen beruflichen Ausbildungen und Aktivitäten: Iris Henz und Manuela Schär sind im Bereich Personal und Coaching tätig, Sabine Bucher und Viktoria Westarp sind Juristinnen.

«Die Mandanten haben häufig das Bedürfnis, eine Auseinandersetzung vor dem gerichtlichen Weg zu bereinigen, denn ein Verfahren ist oft sehr aufreibend und kostenintensiv. Ein gutes Gespräch kann die Verhärtung lösen», sagt Viktoria Westarp, die in Deutschland als Anwältin arbeitete. «Die Mediation ist ein universelles Werkzeug, das man für mehr oder weniger alles einsetzen kann. Zumal man nie lenkend eingreift.» Westarp dürfte sich aufgrund ihrer speziellen Kenntnisse vor allem mit Themen rund ums Bauen befassen, beispielsweise um Streitsachen wegen Architektenverträgen oder verdeckten Baumängeln, die manchmal auch erst nach Ablauf der Garantiefrist entdeckt werden. «Dann könnten immer noch redliche Aspekte für eine einvernehmliche Lösung sprechen.»

«Als Juristin sieht man das grosse Potenzial einer Mediation. Sie bietet Tools, um einen Konflikt auf eine andere Art zu lösen», meint Sabine Bucher, die aktuell als selbständige Steuerberaterin und Gemeindepräsidentin von Läufelfingen tätig ist und auch hier viele Möglichkeiten sieht, mit mediativem Vorgehen zu wirken. «Überall, wo es um die Beziehung zwischen den Menschen geht, zum Beispiel auch zwischen den Nachbarn», wie Bucher aus ihrer Erfahrung weiss. Sie selber sieht sich aufgrund ihrer Vorkenntnisse als Mediatorin am ehesten dort, wo es öffentliches Recht betrifft, aber auch bei Angelegenheiten in der Familie und beim Thema Erbschaften. «Ich bin jedoch ziemlich offen für alles», fügt Bucher an.

«Mit einer Mediation leisten wir einen Beitrag zu einer gemeinsamen Lösung oder zur Erkenntnis, dass man einen Schnitt machen muss», erläutert Iris Henz die Motivation zu dieser Tätigkeit. In ihrem beruflichen Engagement im HR-Bereich wie auch im Coaching und im innerbetrieblichen Case Management erlebe sie oft Konflikte, bei deren Bewältigung man Elemente aus der Mediation anwenden könne. «Wichtig ist, dass man diesen Weg nicht erst dann beschreitet, wenn ein Konflikt krank gemacht hat, sondern dass man ihn schon präventiv beschreitet.» Henz sieht ihr Wirken als Mediatorin vor allem im betrieblichen Bereich, ist aber offen für Unterstützung in allen anderen Situationen.

«Mediation in Organisationen, zu allgemeinen Themen und Elder-Mediation, das heisst für über 50-Jährige», nennt Manuela Schär am ehesten ihr Tätigkeitsgebiet im Mediations-Team. «Als ich die Coaching-Ausbildung absolvierte, da hat es mich in diese Richtung gezogen, weil der Begriff Coaching positiv verankert ist. Heute weiss ich, dass es anders ist. Im Betrieb erfolgt ein Coaching häufig nach dem Eklat. Mit einer präventiven Mediation, einander zuhören und verstehen, kann man diesen vermeiden.» Es gehe dabei auch darum, das Problem hinter dem Problem zu erkennen. Oft wisse man nicht, weshalb der andere so handle und weshalb ihm dies so wichtig sei. Dank einer Mediation könne man am Schluss auch füreinander Verständnis aufbringen.

Beidseitiges Einverständnis
Im Gegensatz zu einer Vorladung vor den Friedensrichter beruht eine Mediation auf völliger Freiwilligkeit. «Damit sie stattfinden kann, müssen beide Parteien nicht nur einverstanden sein, sie müssen es wirklich wollen», nennen die vier Frauen eine Grundvoraussetzung, damit sie aufgrund einer ersten Kontaktnahme über Telefon oder E-Mail aktiv werden können. Allerdings sei eine Mediation absolut ergebnisoffen. «Das Ziel lautet immer, dass die Beteiligten eine schriftliche Vereinbarung unterschreiben. Worin die Lösung umschrieben ist, die aufgrund der Mediation zustande kam.»

Infos: www.mediations-team.com/olten

Text: MGT & Bild: ZVG